Was passiert, wenn wir weitermachen wie bisher?
Ein Hybrid-SUV, der über leere Landstraßen in den Sonnenuntergang rast, eingerahmt von dichten Wäldern – ein vermeintliches Symbol für Abenteuer und Freiheit. Doch Spots wie dieser sind „irreführendes Greenwashing”, weil ein verbrauchsintensiver SUV mit Naturlandschaften beworben wird, wie ein Team von Forschenden um den Kommunikationswissenschaftler Uwe Krüger von der Universität Leipzig im Rahmen einer Studie der Otto Brenner Stiftung kritisiert.
Der Studie zufolge zeigt knapp ein Drittel aller Werbespots von fünf (Das Erste, ZDF, RTL, Pro7, Sat1) der sechs Sender mit dem größten Marktanteil in Deutschland sowie jeder siebte Werbeclip auf Youtube „Klimakiller”.
Das Problem: Wir seien an Werbungen wie diese gewöhnt, erklärt Studienleiter Uwe Krüger. „Aber wenn man sich vor Augen führt, dass Werbung eine Form des Appells ist, wird die Absurdität deutlich. Wir appellieren an die Bevölkerung, weiter Klimakiller zu kaufen und zu konsumieren, während die Klimakrise uns bereits Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen, Hitzetote und massives Artensterben beschert.”
Und einige Unternehmen betreiben inzwischen schlicht Täuschung: Statt tatsächlich auf Erneuerbare zu setzen, pumpen fossile Energiekonzerne viel Geld in irreführendes Marketing – während sie weiter Öl und Gas fördern. ExxonMobil und Shell versuchen über Influencer und PR-Firmen via Tiktok und anderen Social-Media-Plattformen gerade das Vertrauen junger Zielgruppen zu gewinnen.
Einem Bericht der NGO InfluenceMap zufolge haben die fünf größten fossilen Energiekonzerne – BP, Shell, Chevron, ExxonMobil und Total Energies – 2021 schätzungsweise 750 Millionen US-Dollar für Marketing und Kommunikation ausgegeben. Mindestens 60 Prozent der untersuchten Kommunikationsinhalte enthielten Nachhaltigkeits-Claims, während lediglich 23 Prozent Öl und Gas überhaupt erwähnten. Im Gegensatz dazu waren im Jahr 2022 allerdings nur zwölf Prozent der Investitionen für klimafreundliche „low carbon”-Lösungen vorgesehen.
Die im Jahr 2022 geplanten zukünftigen Öl- und Gasförderungen waren wiederum bei keinem der großen fossilen Fünf mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens vereinbar. Das, was den Menschen mittels Marketing über die Entwicklungen der Erneuerbaren vermittelt wird, spielt für das Geschäft der Energiekonzerne kaum eine Rolle, während die Folgerisiken der Klimakrise unter den Tisch fallen.
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