Wer tut schon was?
2022 wies das finnische Innovationsinstitut Sitra in einer Studie darauf hin, dass wir bis 2035 insbesondere mit regenerativer Landwirtschaft, verringertem Fleischkonsum und der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung viel in puncto Biodiversität erreichen könnten. Der Zustand des Jahres 2000 wäre in Reichweite – ein Meilenstein.
Im Zentrum anderer Maßnahmen stehen ökonomische Instrumente: Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen. Wer diese Wertschöpfung in der Art zu wirtschaften gut erhält, wird dafür auch entlohnt. Hier ist Costa Rica weltweit eine Inspiration. Der Baumbestand im mittelamerikanischen Land war von 1950 bis 1987 von 72 Prozent auf 21 gesunken. Die gerodeten Flächen wurden vor allem landwirtschaftlich genutzt. 1996 wurde deswegen ein neues Forstgesetz eingeführt, das ein kluges System beinhaltet – „Payments for Ecosystem Services“. Neben Schutzbestimmungen enthält das Gesetz so auch finanzielle Anreize: Über einen Fonds bekommen private Grundbesitzer Geld, wenn sie ihre Waldflächen renaturieren und erhalten. Hauptsächlich gegenfinanziert ist der „Fondo Nacional de Financiamiento Forestal“ über eine Steuer auf den Verkauf fossiler Brennstoffe. 2018 waren 52 Prozent des ursprünglichen Waldbestands in Costa Rica wiederhergestellt.
Mittlerweile handeln auch immer mehr Institutionen, Organisationen und Unternehmen. Dabei bewegt sich die deutsche Wirtschaft zwar, aber Großunternehmen stehen erst „am Anfang“ laut einer Studie von WWF und der Beratungsfirma Bain & Company. Instrumente zur Messung gibt es mittlerweile, dank innovativer Start-ups wie Nala.
Der Bekleidungskonzern Patagonia engagierte sich gemeinsam mit anderen Organisationen seit 2018 massiv im Projekt „Vjosa forever“ um Europas größten gleichnamigen Wildfluss in Albanien. Mit Erfolg, die Regierung lenkte ein: Seit März letzten Jahres sind der Fluss und seine Ökosysteme nun ein Schutzgebiet.
Schützen und erneuern Unternehmen Biodiversität, ist das ein echtes Investment – mit beträchtlicher Rendite. Studien zeigen: Jeder investierte Euro in die systemische Wiederherstellung produziert einen ökologischen Mehrwert von 8 Euro. Guter Deal, oder? Und all diese Maßnahmen hätten zugleich positive Auswirkungen auf den Katastrophenschutz, den Klimaschutz – und unsere Gesundheit.
Wie ist der nächstmögliche Schritt?
Dem Nature Restoration Law müssen nun noch die EU-Mitgliedsstaaten zustimmen. Es ist wichtig, dass hier alle mitziehen. Zumal dann innerhalb der nächsten zwei Jahre erst konkrete nationale Umsetzungsvorschläge erarbeitet werden, um das 20-Prozent-Ziel zu erreichen. Doch diese Zeit hilft, grundlegenden Wohlstandsverlust zu verhindern. Proaktive unternehmerische Maßnahmen hin zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft, ein effektives Abfallmanagement und das Vermeiden von Umwelt-, Luft- und Bodenverschmutzung sind auch deswegen so wichtig. Sie können schneller wirken – und motivierende Signale in die umgebende Wirtschaft und die Politik senden.
Auch wenn es schwierig bleibt aufgrund des kleinteiligen Zusammenspiels, Öko-Dienstleistungen effektiv zu messen und Preisschilder zu verteilen, ist das Handeln zum Erhalt und zur Wiederherstellung von Biodiversität politisch unabdingbar und ökonomisch entscheidend. Und die Welt sieht dann auch noch viel schöner aus.